Ein guter Start ins Leben eines Fohlens
Die Stute kommt jetzt in die Endphase der Trächtigkeit, die etwa 320 bis 350 Tage dauert. In vielen Fällen wird in diesem letzten Abschnitt vor der Geburt eine Überwachungskamera im Stall installiert, um jederzeit alle Vorgänge beobachten zu können. So kann im Notfall sofort eingegriffen bzw. der Tierarzt verständigt werden. Zum Einsatz kommen auch unterschiedlichste Geburtsmelder-Sonden, die bei beginnender Geburt anschlagen.
Als typische Geburtszeichen gelten:
- Ein sehr großer und schwingender Bauch
- Eutervergrößerung mit geringen Veränderungen in Form, Beschaffenheit und erhöhter Temperatur
- Honigfarbenes Harz an den Zitzen (sog. Harzzäpfchen) mit Austreten von Milch
- Deutliche Erschlaffung der Muskulatur und Bänder am Becken und dem Schweifansatz
- Vergrößerung der zum Bauch gehörenden Milchvenen
- Appetitmangel, sodass Futterreste im Trog übrigbleiben
Auch die Stallapotheke sollte noch vor der Geburt des Fohlens auf Vollständigkeit überprüft werden. Sterile Mullkompressen/Wundabdeckung, desinfizierendes Wundspray,eine gebogene rostfreie Verbands- und Wundschere, auch eine normale Schere,digitales Fieberthermometer, Einweghandschuhe, Taschenlampe/Kopfleuchte, sauberes Handtuch, eine dickere Schnur, Notizblock & Stift und eine Telefonliste mit den wichtigsten Nummern (Tierärzte, Klinik, Freund …) dürfen nicht fehlen.
Das lang erwartete Fohlen ist nun da. Es gab keine Komplikationen und der Nabel ist bereits desinfiziert um vor Infektionen zu schützen. Die Stute leckt gleich nach der Geburt das Neugeborene trocken. Die ersten Aufstehversuche werden alsbald unternommen.
Der sichere Start ins Leben beginnt mit der frühzeitigen Aufnahme der „Biestmilch“. Nach der Geburt ist das Fohlen nicht mehr durch das Immunsystem der Mutter geschützt und deshalb darauf angewiesen, so schnell wie möglich Immunglobuline über das Kolostrum aufzunehmen. Die Darmschleimhaut besitzt in den ersten Lebensstunden die Fähigkeit, die Immunglobuline aus der Muttermilch zu resorbieren und in das Blut weiterzugeben. Nach 24 Stunden hat sich dieser Weg völlig verschlossen und die aufgenommenen Antikörper können dann nicht mehr vom Organismus des Fohlens genutzt werden.
Züchterglück: Stute und Fohlen sind wohlauf. Zumindest für kurze Zeit beginnt schon am Folgetag die Erkundung der Umgebung. Die Stute wird zunächst noch am Halfter geführt, während das Fohlen Weide und Umzäunung mustert und sich dabei auch immer wieder von der Mutter entfernt. Schon kurze Zeit später bewegen sich Stute mit Fohlen frei auf der Weide.
Der Bewegungsdrang ist angeboren und unerlässlich. Für die Entwicklung eines gesunden, vitalen Fohlens ist neben guter Fütterung ausgiebiger, täglicher Weidegang besonders wichtig. Damit kann man nicht früh genug beginnen. Nur durch die ständige Bewegung können sich Sehnen, Bänder und Knochen zu einem belastbaren Bewegungsapparat entwickeln.
Schon in den ersten Lebenswochen beginnt die Erziehung des Fohlens. Die ersten Übungen zielen darauf ab, dass sich das Fohlen überall anfassen lässt.
Es lohnt sich auf jeden Fall, reichlich Zeit ins Aufhalftern und Führen zu investieren. Dabei soll das Fohlen lernen, auf Zug am Halfter zu folgen und auf Druck in der Bewegung innezuhalten.
Erst danach folgt das Anbinden, das für das Fluchttier Pferd eine beängstigende Erfahrung bedeutet. Es empfiehlt sich anfangs, den Strick nur durch den Anbindering zu ziehen um gegebenenfalls nachgeben zu können. Für das erste Anbinden sollte man einen guten Moment aussuchen, in dem das Fohlen entspannt ist. Selbst sollte man Ruhe ausstrahlen und Geduld zeigen.
Den Huf zu geben, bedeutet für das Fohlen ein besonderes Erlebnis. Es verliert die Möglichkeit zu fliehen und gerät zudem aus der Balance. Daher soll es anfangs nur kurz ein Bein heben und mit anschließendem Lob wieder absetzen. Hat das Fohlen einmal verinnerlicht, dass ihm nichts passiert, wenn ein Huf aufgehoben, festgehalten und auch beklopft wird, kann der erste Schmiedetermin vereinbart werden.
Sofern sich die Mutter gut verladen lässt, sollte man vor dem Absetzen auch das Verladen und Hänger fahren üben. Es ist eine ideale Möglichkeit um dem Fohlen zu zeigen, dass es nicht schlimm ist, transportiert zu werden.